Fuldaer Stadt- und Kreisarchäologe Dr. Frank Verse (2012) zu: Via Regia und Reisen im Mittelalter
Handel über Grenzen führt zu Angleichung
Die Via Regia war nicht eine durchgehende transkontinentale Straße, sondern eine Kette regionaler Straßen, deren genauer Verlauf sich innerhalb eines Korridors änderte. Im Mittelalter gab es nur unbefestigte Wege. Das war ein Rückfall hinter die Römer, die bereits befestigte Straßen unterhielten. Deshalb ist der genaue Verlauf der Via Regia nur schwer zu rekonstruieren, denn der Weg wurde nicht geplant, sondern entstand durch die Benutzung. War etwa ein Hohlweg ausgefahren, nahm man einen Weg ein paar Kilometer entfernt.
Da die Flussauen sumpfig waren, verliefen die Wege in der Regel als Höhenwege. Die Wege verliefen damals in weiten Passagen durch unbewohntes Gebiet, in denen Räuber und wilde Tiere drohten. Unterwegs waren nur wenige Menschen. Die allermeisten Bewohner kannten nur den Weg bis in die nächste Stadt. Weiter reisten sie auch nicht. Über weite Entfernungen reisten hingegen der König mit seinem Hofstaat, Pilger, spezialisierte Handwerker wie Glaser, Steinmetze und Händler. Im frühen Mittelalter war etwa ein Topf aus Arabien nach Fulda gelangt – vermutlich über den Umweg Spanien und dann auf der Via Regia in das Reichskloster nach Fulda. Ein besonders wichtiges Handelsgut war das Salz, das man im Mittelalter zum Einpökeln von Fleisch benötigte.
Für den grenzüberschreitenden Handel brauchte man verlässliche Münzen und gleichermaßen akzeptierte Gewichte. „So führte die Via Regia vor 1200 Jahren zu einer Angleichung innerhalb Europas“.
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